Camenzind+Co. AG
Ein kleines KMU macht vorwärts mit Klimaschutz
Lieber freiwillig Vorreiter sein, statt zu warten, bis man gezwungen ist: Unter dieser Devise engagiert sich die Seidenspinnerei Camenzind+Co. AG in Gersau seit Jahren für Energieeffizienz und Klimaschutz. Mit seinen gut 20 Mitarbeitenden gehört das Unternehmen zu den kleinsten in der Schweiz, die sich wissenschaftsbasierte Klimaziele gesetzt haben.
Bemerkenswert
- Auch (oder gerade) KMU können ambitionierte Ziele erreichen.
- Das Datenmanagement ist zentral. Ein klares Konzept erleichtert die Arbeit in den Folgejahren.
- Durch Zusammenarbeit in Branchennetzwerken können KMU in der Lieferketten mehr erreichen.
LED-Beleuchtung, Fensterersatz, neue Motoren und Steuerungen bei den Spinnmaschinen – mit Massnahmen wie diesen ist die Camenzind+Co. AG seit 10 Jahren auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Nun geht das KMU aus der Innerschweiz noch einen Schritt weiter: Bis 2030 will es seine Treibhausgasemissionen in Scope 1 und 2 gemäss SBTi um 42 % senken.
Ölheizung als grösster Hebel
«Unser grösster CO2-Emittent ist die Ölheizung», so Mathias Camenzind, Leiter Produktion und Einkauf. Diese soll in den nächsten Jahren einer erneuerbaren Lösung weichen. Der Strom stammt aus dem eigenen Wasserkraftwerk, dessen Produktion den Eigenbedarf um 60 % übersteigt. Trotzdem plant das Unternehmen, bei der anstehenden Dachsanierung eine Photovoltaikanlage einzubauen – vor allem im Hinblick auf den zunehmenden Bedarf nach Kühlung im Sommer.
Der Weg zu SBTi
Die EU will die Textilindustrie mit verschiedenen Regulierungen nachhaltiger machen. Dies war ein Grund, weshalb sich das 130-jährige Familienunternehmen so ehrgeizige Ziele setzte. «Irgendwann würden wir gezwungen, zu handeln. Dem wollten wir zuvorkommen», so Camenzind. Vor drei Jahren liess sich das Unternehmen nach «Ökotex Step» zertifizieren. Dabei war eine Erhebung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen gefordert. Die Analyse war Camenzind jedoch zu wenig genau. Deshalb entschied er sich für das Beratungspaket von myclimate, das Swiss Textiles seinen Mitgliedern anbietet. Es beinhaltet eine fundierte Treibhausgasbilanzierung für die Scopes 1, 2 und 3. Danach war es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Festlegen der wissenschaftsbasierten Klimaziele. Denn KMU müssen bei SBTi nur Ziele für Scope 1 und 2 validieren lassen. Die Kosten dafür halten sich in Grenzen.
Datenmanagement aufgleisen
Trotz Unterstützung durch myclimate war die Klimabilanzierung im ersten Jahr mit einigem Aufwand verbunden. «Die grösste Herausforderung war, die Daten zu sammeln», erinnert sich Camenzind. Wichtig sei dabei, dass man sich ein Konzept überlege, wie man das Datenmanagement in den Folgejahren effizient gestalte.
Zusammenarbeit innerhalb der Branche zentral
Der grösste Teil der Emissionen fallen bei den meisten Unternehmen in Scope 3 an. Nicht anders bei Camenzind+Co. AG Hier schlägt die Produktion der Seide zu Buche, die aus China stammt. Zu diesem Rohstoff sind jedoch kaum Emissionsdaten vorhanden und von den Produzenten in Fernost Zahlen zu erhalten, ist nicht einfach. «Als kleines Unternehmen ist es sehr schwierig, bei unseren Lieferanten etwas zu bewirken», weiss Camenzind. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit innerhalb der Branche. So haben die europäischen Seidenproduzenten ein gemeinsames Projekt lanciert, um die Datengrundlage zu verbessern und den Druck auf die Zulieferer zu erhöhen. Auch den Austausch im Netzwerk «Sustainable Textiles Switzerland» schätzt Camenzind sehr, um von den Erfahrungen anderer Textilunternehmen zu profitieren.
Über die Camenzind+Co. AG
Die Camenzind + Co. wird in der 5. Generation als Familienunternehmen geführt und beschäftigt rund 20 Mitarbeitende. In Gersau am Vierwaldstättersee produziert das Unternehmen seit 130 Jahren hochwertigste Seide, die heute unter der Marke Swiss Mountain Silk international vermarktet wird. www.swissmountainsilk.swiss
Wissenswertes zu SBTi für KMU
- Wie Sie als KMU vorgehen, um sich wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen, erfahren Sie hier.
- Welche Unternehmen bei SBTi als KMU gelten, erfahren Sie in den FAQ.