Häufige Fragen
Welche Unternehmen gelten für SBTi als KMU? Wie fliesst der Stromverbrauch der Wärmepumpe in die Bilanzierung ein? Lesen Sie hier die Antworten.
Haben Sie weitere Fragen? Wir nehmen sie gerne entgegen, schreiben Sie uns ein E-Mail.
Prozess und Vorgehen
Im Moment können Non-Profit-Organisationen leider keine Ziele bei SBTi einreichen. Sie können sich allerdings selbst Ziele setzen, die gleich ambitioniert sind wie die Ziele bei SBTi. In diesem Fall erscheinen sie allerdings nicht in der Liste der Unternehmen mit SBTi-Zielen.
Weshalb können KMU ein vereinfachtes Verfahren durchlaufen? Was ist anders als bei Grossunternehmen?
SBTi ist es ein Anliegen, den Aufwand für kleinere Unternehmen überschaubar zu halten. Daher gilt für KMU ein vereinfachtes Verfahren (die SBTi-Definition von KMU sehen Sie hier). Auch diesen Unternehmen empfiehlt SBTi, eine Bilanzierung der Scope-3-Emissionen vorzunehmen, doch wird die Scope-3-Bilanz von SBTi nicht überprüft.
SBTi ist freiwillig. Somit passiert zunächst einmal gar nichts, wenn ein Unternehmen sich keine Klimaziele setzt. Gleichzeitig ist es so, dass sich immer mehr Unternehmen Klimaziele setzen. Diese Unternehmen verpflichten sich, die Emissionen entlang ihrer Lieferketten deutlich zu reduzieren. Es ist daher davon auszugehen, dass immer mehr Unternehmen von ihren Lieferanten erwarten werden, dass diese sich Klimaziele setzen – und dass sie sich im Extremfall andere Lieferanten suchen, wenn ein Lieferant sich keine Ziele setzt. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass immer mehr Banken bei der Kreditvergabe prüfen werden, ob ein Unternehmen sich Klimaziele gesetzt hat. Früher oder später wird daher vermutlich kein Weg an ambitionierten Klimaschutzmassnahmen vorbeiführen – zumal das neue Schweizer Klimaschutzgesetz vorschreibt, dass alle Schweizer Unternehmen bis 2050 ihre Emissionen auf netto null reduzieren müssen.
Damit ein Unternehmen bei SBTi den KMU-Status erhält, müssen alle der folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Weniger als 10’000 t CO2e Emissionen in Scope 1 und standortbasierten Scope 2
- Kein Besitz und keine Kontrolle von Schiffen im maritimen Transport
- Kein Besitz und keine Kontrolle von Energieerzeugungsanlagen
- nicht im Finanzinstitut (FI)- oder Öl- und Gas (O&G)-Sektor eingestuft
- keine Tochtergesellschaft eines Mutterunternehmens sein, dessen kombinierte Geschäfte in den Standard-SBT-Pfad fallen
Zusätzlich verlangt SBTi, dass mindestens drei der folgenden Bedingungen erfüllt sind:
- weniger als 250 Mitarbeitende*
- Umsatz von weniger als 50 Millionen Euro*
- Gesamtvermögen von weniger als 25 Millionen Euro *
- nicht zu einem FLAG-Sektor zählen (Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Landnutzung, siehe Criteria 1 der FLAG Guidance)
*Massgebend sind die Kriterien der Europäischen Union für die Berichterstattung zur Unternehmensnachhaltigkeit (CSRD) für KMU
Kosten und Personalaufwand
Der Personalaufwand hängt stark von der Komplexität eines Unternehmens ab. Für ein typisches KMU mit etwa hundert Mitarbeitenden kann man als ganz grobe Faustregel davon ausgehen, dass eine Person einige Monate damit beschäftigt sein wird, innerhalb des Unternehmens alle relevanten Daten zusammenzutragen und alle Abteilungen des Unternehmens in den Prozess einzubeziehen. Wenn Sie mit einem Beratungsunternehmen zusammenarbeiten, so kann Ihr Beratungsunternehmen Ihnen helfen, den Aufwand zu Beginn des Projekts abzuschätzen.
Die Kosten einer Treibhausgasbilanz variieren stark von Unternehmen zu Unternehmen. Massgeblich ist die Komplexität der abzubildenden Prozesse – komplexe Produktionsprozesse für zahlreiche Produkte erfordern einen grösseren Aufwand in der Bilanzierung, als wenn ein Unternehmen ein einzelnes Produkt in grossen Mengen herstellt. Auch bezüglich der Lieferketten gibt es grosse Komplexitäts-Unterschiede. Für Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden und einem Standort kann man von Kosten in der Grössenordnung von etwa 10’000 bis 15’000 Franken ausgehen. Die Kosten fallen höher aus, wenn ein Unternehmen mehrere Standorte hat bzw. in mehreren Ländern tätig ist.
Die Kosten fallen einmalig beim Einreichen der Ziele an.
Beim vereinfachten Verfahren für KMU betragen sie für die Validierung kurz- und langfristiger Ziele je 1250 US$.
Bei Grossunternehmen sind die Kosten höher: Die Validierung kurzfristiger Ziele beläuft sich auf 9500 US$, bei einer Anpassung der Ziele werden 4750 US$ verrechnet und die Validierung von langfristigen (Netto-Null)-Zielen ist derzeit mit 9500 US$ veranschlagt. Die Leistungen sind auch als Pakete verfügbar.
Die Angaben sind gemäss Stand Januar 2024, Details siehe SBTi Target Validation Service Offerings.
Bilanzierung
Es kommt darauf an, woher der Strom stammt, mit dem die Wärmepumpe betrieben wird. Wird der Strom im Unternehmen, z.B. mit einer Solaranlage, produziert, zählen die Emissionen zu Scope 1. Wird der Strom hingegen von einem externen Lieferanten bezogen, fallen die Emissionen in Scope 2.
Seit einigen Jahren gibt es Technologien, die CO2 aus der Luft entfernen. Wird CO2 aus der Luft entfernt, so spricht man von Negativemissionen. Netto null ergibt sich, wenn die Negativemissionen mindestens gleich gross sind wie die verbleibenden (positiven) Emissionen.
Nein, die Emissionen von Scope 1 und Scope 2 werden zusammengezählt. Daraus wird ein Absenkpfad berechnet, der beide Scopes umfasst. Scope 3 wird separat betrachtet.
Lieferketten bestehen aus mehreren Gliedern. Wenn ein Unternehmen die Emissionen entlang seiner Lieferkette berechnet, werden die Emissionen für alle Glieder der Kette addiert. Da alle Unternehmen in einer Lieferkette dieselben Emissionen addieren, kommt es zu einer Mehrfachzählung.
Als Mieter hat ein Unternehme keinen Einfluss auf die Heizung. Daher wird diese im Greenhouse Gas Protocol als vorgelagerter Prozess angesehen. Das heisst, die Emissionen der Heizung fliessen als Teil der Lieferkette (Scope 3) in die Bilanzierung ein.
Ja, die Emissionen aus biobasierten Brennstoffen (z.B. Holz) müssen berücksichtigt werden.
Biobasierte Brennstoffe sind nicht von Natur aus kohlenstoffneutral. Der Kohlenstoff, den sie speichern, wird bei ihrer Verbrennung freigesetzt. Ein gefällter Baum wird jedoch nicht unbedingt durch einen gleichwertigen Baum ersetzt und eine intensive Forstwirtschaft kann die Kohlenstoffspeicherung im Boden beeinträchtigen. Nur eine nachhaltige Forstwirtschaft garantiert, dass der geerntete Baum durch einen gleichwertigen Baum ersetzt wird, ohne dass das Ökosystem des Waldes gestört wird.
In der Schweiz wird im Allgemeinen eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben, aber Brennstoffe auf Holzbasis werden aufgrund der hohen Nachfrage aus Ländern mit weniger nachhaltigen Praktiken importiert.
Die Bilanzierung der Emissionen entlang der Lieferketten – der sogenannten Scope-3-Emissionen – ist komplex. Während einige Unterkategorien wie z.B. Emissionen durch den Betrieb geleaster Fahrzeuge relativ genau berechnet werden können, sind die Erhebungen in anderen Kategorien deutlich aufwendiger. Wichtig ist, dass nur diejenigen Unterkategorien bilanziert werden müssen, die für ein Unternehmen relevant sind. Am besten besprechen Sie mit Ihrem Beratungsunternehmen, welche Unterkategorien von Scope 3 in Ihrem Fall erfasst werden sollten.
Massnahmen
SBTi betrachtet die Emissionen entlang der Lieferketten losgelöst von den Emissionen im eigenen Unternehmen. Ein Umstieg auf erneuerbaren Strom hat keinen Einfluss auf die Emissionen entlang der Lieferketten, und daher können die Ziele für Scope 3 durch diese Massnahme nicht erreicht werden. Der Umstieg auf erneuerbaren Strom kann allerdings wesentlich dazu beitragen, die direkten Emissionen im Unternehmen (Scopes 1 und 2) zu reduzieren.
Biogas hat ähnliche direkte Kohlenstoffemissionen wie Erdgas. Bei Biogas wird der Kohlenstoff als biogen angerechnet, er muss aber im Greenhouse Gas Protokoll ebenfalls berücksichtigt werden.
Ob die Umstellung eine Emissionsreduktion bringt, hängt vom vorgelagerten Bereich ab (Produktion des Gases, erfasst in Scope 3): Biogas kann aus Abfällen oder Restbiomasse gewonnen werden. Dieses Biogas weist weniger vorgelagerte Emissionen auf als Erdgas. Wird das Biogas hingegen direkt aus Pflanzen gewonnen, kann der vorgelagerten Fussabdruck gross sein.