Für Netto-Null müssen die Lieferanten mit im Boot sein
Der grösste Teil der Treibhausgasemissionen fällt bei vielen Unternehmen in der Lieferkette an, so auch bei der Coop-Gruppe. Auf dem Weg zu Netto-Null bindet das Unternehmen deshalb seine Lieferanten ein – mit erfreulichen Reaktionen.
Netto-Null bis 2050 – dazu hat sich Coop im Januar 2022 verpflichtet und das Commitment zu SBTi abgegeben. Anfang 2022 begann das Unternehmen mit der Berechnung des Treibhausgas-Fussabdrucks, welche ungefähr ein Jahr dauerte. Auf Grundlage dieser Berechnungen wurde im darauffolgenden Jahr ein Reduktionsplan erstellt und im Januar 2024 sollen nun konkrete Ziele vorgelegt werden. «Die Lieferanten sind in diesem Zusammenhang wichtige Akteure, denn die Emissionen in «Scope 3» machen bei Coop über 98 % des Treibhausgasfussabdrucks aus», sagt Linnéa Fridén, Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit bei Coop. Innerhalb der Lieferkette ist vor allem die Lebensmittelindustrie eine zentrale Branche, durch die viele Treibhausgase entstehen.
Unterschiedliche Situationen berücksichtigen
Die Lieferanten von Coop stehen beim Thema CO2-Reduktion an unterschiedlichen Punkten. Einige sind noch ganz am Anfang, andere messen bereits ihren Klimafussabdruck, wieder andere haben sich im Rahmen von SBTi Ziele gesetzt und setzen schon Projekte um.
«Uns ist wichtig, nicht für alle dasselbe Ziel vorzugeben, sondern auf die unterschiedlichen Situationen einzugehen», sagt Fridén. Coop erwartet von seinen Lieferanten, dass sie sich ambitionierte Klimaziele setzen und langfristig an Netto-Null orientieren. Doch der Weg dorthin kann unterschiedlich aussehen. «Wir als Coop möchten jedoch, dass alle jetzt einen Schritt in diese Richtung machen», so Fridén.
Zum Auftakt für diesen Weg organisierte Coop einen Geschäftspartnertag zum Thema «Netto-Null». Eingeladen wurden diejenigen Lieferanten, welche für rund 90 % der gesamten eingekauften Ware verantwortlich sind. Bereits im Vorfeld wurden mit Webinaren Informationen zum Thema Treibhausgasbilanzierung und SBTi zur Verfügung gestellt. An der Tagung selbst fand im Rahmen von Workshops und Speed-Dates ein reger Austausch zwischen den 143 teilnehmenden Lieferanten aus verschiedenen Ländern und den Einkaufsleitenden bei Coop statt. Die Erfahrungen waren positiv: «Die Teilnehmenden haben diesen Austausch sehr geschätzt», blickt Fridén zurück. «Wir hatten den Eindruck, dass alle das Thema sehr ernst genommen haben.»
«Uns war wichtig, nicht für alle Lieferanten dasselbe Ziel vorzugeben, sondern auf die unterschiedlichen Situationen einzugehen.»
Linnéa Fridén, Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit bei Coop
Mut zur Lücke
Dennoch zeigten sich auch Hürden: Treibhausgase bilanzieren, Ziele formulieren, Resultate messen – das alles braucht Ressourcen und Know-how. In gewissen Branchen wie etwa der Fleisch- und Milchindustrie ist es sehr schwierig, die CO2-Emissionen signifikant zu senken. Und bei den Berechnungen gibt es Herausforderungen: Die Berechnungsstandards des Greenhouse Gas Protocols entwickeln sich laufend weiter, sodass manchmal noch nicht definiert ist, wie eine Reduktion angerechnet werden kann. Für Fridén ist jedoch klar: «Man darf nicht erst anfangen, wenn alles bis ins letzte Detail geklärt ist.»
Langfristiger Einbezug wichtig
Mit der Lieferantentagung hat die Reise erst begonnen. Nun sollen konkrete Reduktionsprojekte folgen. «Wir prüfen, mit welchen Lieferanten wir gemeinsam Massnahmen umsetzen können, beispielsweise Transporte von der Strasse auf die Schiene verlagern, Futtermittel anpassen oder auf nachhaltigere Verpackungen setzen», erklärt Fridén. Spätestens nach einem Jahr soll mit einer Umfrage nachgefragt werden. Was konnten die Lieferanten umsetzen? Welche Bedürfnisse haben sie? Eines steht jedenfalls schon fest: Die Tagung soll in Zukunft wiederholt werden.
Coop und SBTi
Die Coop-Gruppe, also die Bereiche Detail- und Grosshandel/Produktion, haben sich vor knapp zwei Jahren zu SBTi verpflichtet. Die wichtigsten Meilensteine sind:
- Januar 2024: Einreichung Ziele SBTi
- September 2023: Geschäftspartnertagung mit Lieferanten
- Anfang 2023 bis Ende 2023: Entwicklung Reduktionsplan
- Anfang 2022 bis Ende 2022: Umfassende Berechnung des Treibhausgasfussabdrucks
- Januar 2022: Commitment zu SBTi