Für KMU – so gehen Sie vor
KMU müssen im Gegensatz zu Grossunternehmen keine Ziele für die vor- und nachgelagerte Lieferkette definieren. Es sind zudem keine sektorspezifischen Faktoren zu berücksichtigen.
Das Vorgehen
Unternehmen können sich bereits zu SBTi bekennen, bevor sie ihre Emissionen erfassen. Dazu geben sie ein Commitment ab, indem sie den SBTi Commitment Letter unterzeichnen. Danach haben sie 24 Monate Zeit, um ihre Reduktionsziele bei SBTi einzureichen.
Bevor Sie sich für SBTi entscheiden, müssen Sie die Emissionen Ihres Unternehmens analysieren und herausfinden, welche Reduktionen realistisch erreichbar sind. Dafür ist es entscheidend, die relevanten Akteure in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Bei KMU kann ein Gespräch mit der Unternehmensleitung genügen.
Für diejenigen Abteilungen, die Reduktionsmassnahmen umsetzen müssen, sind Klimaziele kurzfristig gesehen in der Regel mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden. Es lohnt sich daher, diesen Abteilungen Unterstützung bei der Bilanzierung der Emissionen sowie bei der Planung und Umsetzung von Massnahmen anzubieten. In vielen Unternehmen hat es sich bewährt, in den wichtigsten Abteilungen bzw. an den wichtigsten Standorten «Klimabotschafter» auszuwählen, die sich in ihrem Umfeld für Klimaziele engagieren können.
Hilfreich ist auch der frühzeitige Dialog mit den Partnern in den Wertschöpfungsketten – von den Zulieferern bis zu den Endkunden.
Analyse der heutigen Situation: Treibhausgasbilanz erstellen
In einem ersten Schritt muss ein Unternehmen seine Treibhausgasemissionen gemäss dem Greenhouse Gas Protocol bilanzieren. Diese Aufgabe ist je nach Struktur und Grösse des Unternehmens unterschiedlich komplex.
KMU müssen die Bilanz über Scope 1 (Prozesse, Anlagen und Fahrzeuge) und Scope 2 (eingekaufter Strom, eingekaufte Wärme oder Kälte) erstellen. Sie sind nicht verpflichtet, Ziele für Scope 3 (vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette) einzureichen. Dennoch werden sie aufgefordert, auch die Emissionen in Scope 3 zu messen und sich zu verpflichten, diese zu reduzieren.
In den letzten Jahren sind zahlreiche Software-Tools zu Erstellung von Klimabilanzen entwickelt worden. Wer noch nie eine Treibhausgasbilanz erstellt hat, lässt sich am besten von einem spezialisierten Beratungsunternehmen beigleiten.
Unternehmen, die über eine Zielvereinbarung mit einer der beiden Energieagenturen (act oder EnAW) verfügen, nehmen am besten mit ihrem Berater Kontakt auf. Die Energieagenturen können dabei behilflich sein, die vorhandenen Daten für SBTi aufzubereiten.
Förderprogramm EnergieSchweiz
Fahrpläne Dekarbonisierung für KMU (Verbraucher 100 bis 500 MWh/Jahr): Unternehmen erhalten bis zu 40 % der Kosten für die Erstellung einer Treibhausgasbilanz über die ganze Wertschöpfungskette und einen Massnahmenplan erstattet. Die maximale Fördersumme beträgt 25’000 Franken.
FAQ zum Thema
Absenkpfad berechnen und Ziele setzen
Überlegen Sie sich, ob Sie lediglich kurzfristige Ziele für die nächsten 5 bis 10 Jahre oder auch langfristige Ziele (Netto-Null) festlegen (siehe So funktioniert SBTi).
Für die meisten Sektoren wird der absolute Absenkpfad angewandt. Dies entspricht einer Halbierung der Emissionen von Scope 1 und 2 des Basisjahrs 2018 bis zum Zieljahr 2030, resp. einer Reduktion um 4.2 % pro Jahr.
Den Absenkpfad können Sie mit dem Zielsetzungs-Tool berechnen. Das Tool berechnet ausgehend von Ihren Eingaben zum Basisjahr, wie hoch die Emissionen in jedem Jahr sein dürfen, damit Sie Ihre Ziele erreichen. Hier finden Sie eine Anleitung für das Zielsetzungs-Tool.
Massnahmen identifizieren und Potenzial abschätzen
SBTi setzt keinen Massnahmenplan voraus. Trotzdem sollte abgeschätzt werden, mit welchen Massnahmen welche Emissionsreduktionen möglich sind und ob ein Absenkpfad gemäss SBTi überhaupt erreichbar ist. Erstellen Sie einen Klimaaktionsplan und evaluieren Sie dabei, welche Massnahmen am meisten bringen und ob die Massnahmen umsetzbar und finanzierbar sind.
Förderprogramme
- PEIK: Beratung und Umsetzhilfe für KMU (Verbraucher 100 bis 500 MWh/Jahr)
- ProKilowatt: Programme und Projekte für Massnahmen zur Stromeffizienz
- Pronovo: Photovoltaikanlagen
- Gebäudeprogramm
Eine umfassende Datenbank bietet energiefranken.ch. Auf der Plattform können Förderprogramme von Bund, Kantonen, Städten, Gemeinden und Energieversorgern anhand der Postleitzahl gesucht werden.
FAQ zum Thema
Antrag einreichen und Validierung
Nun haben Sie alle Daten, um das Antragsformular auszufüllen.
Die Validierung ist kostenpflichtig. Die Kosten fallen einmalig beim Einreichen der Ziele an. Für kurz- und langfristige Ziele betragen sie je 1250 US$ (Stand November 2023, aktueller Stand siehe SBTi Target Validation Service Offerings).
Sobald Ihre Ziele bestätigt sind, wird Ihr Unternehmen auf der Website von SBTi unter Companies taking Action aufgelistet. Nun können Sie Ihr Engagement bei SBTi kommunizieren.
FAQ zum Thema
Massnahmen umsetzen und Berichterstattung
Nach der Validierung der Klimaziele berichten Sie jährlich darüber, wie sich die Emissionen in Ihrem Unternehmen entwickeln – zum Beispiel in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht. Vorgaben zur Berichterstattung sind bei SBTi in Arbeit.
Förderprogramme
- PEIK: Beratung und Umsetzhilfe für KMU (Verbraucher 100 bis 500 MWh/Jahr)
- ProKilowatt: Programme und Projekte für Massnahmen zur Stromeffizienz
- Pronovo: Photovoltaikanlagen
- Gebäudeprogramm
Eine umfassende Datenbank bietet energiefranken.ch. Auf der Plattform können Förderprogramme von Bund, Kantonen, Städten, Gemeinden und Energieversorgern anhand der Postleitzahl gesucht werden.
Fallbeispiele
19. März 2024
Gemeinsame Ziele vereinfachen die Zusammenarbeit
Immer mehr Unternehmen verpflichten sich zu SBTi, was Auswirkungen auf ihre Zulieferer hat. Wenn beide Parteien an derselben Initiative zur Reduktion von Klimaemissionen wie SBTi teilnehmen, bietet das viele Vorteile. Ein Einblick in die Praxis.
12. September 2023
Thermoplan AG
Für Thermoplan ist der Weg zu Netto-Null mehr als ein Engagement für das Klima – die Erkenntnisse aus der Bilanzierung schaffen wichtige Entscheidungsgrundlagen für die Strategie und sind Quelle für Innovationen.